Kontemplation

Geistliches Zentrum Windberg | Kontemplation

Die christliche Tradition unterscheidet drei Formen des Betens:

Das gesprochene Gebet: Es kann der Dank sein oder die Bitte, es äußert sich in der Klage, in der Fürbitte für andere Menschen oder in der Anbetung.

Das betrachtende Gebet, die Meditation: Hier geht es vor allem um die Betrachtung und Verinnerlichung des Wortes Gottes, oder aber von religiösen Bildern und Symbolen. Daher nennt man diese Form auch gegenständliche Meditation.

Das schweigende Gebet, die Kontemplation: Sie richtet sich weder an religiösen Bildern oder Symbolen aus, betrachtet auch nicht das Wort Gottes, sondern hat keinen Gegenstand und wird daher nichtgegenständliche Meditation genannt.

Diese drei Formen können nicht streng und strikt voneinander getrennt werden. Das gesprochene Gebet kann in der Anbetung auch in das betrachtende Gebet der Meditation übergehen, wie auch die Meditation in die Kontemplation münden kann. Allen drei Gebetsformen geht es jedoch um die Gotteserfahrung, um die Erfahrung der Gegenwart Gottes im eigenen Leben.
Hierin liegt auch der Unterschied zur fernöstlichen Meditation. Auch sie ist in der Regel eine nichtgegenständliche Meditation, der es allerdings um keine Gotteserfahrung geht. Allerdings teilen die christliche Kontemplation und die fernöstliche Meditation in vielen Bereichen die gleichen Anliegen.

Im christlichen Sinn ist Kontemplation ein Weg, sich in der Gegenwart Gottes zu erfahren. Es ist eine Übung, sich an einen personal erfahrbaren Gott, an einen Gott, der mit uns Menschen auf "Du" ist, hinzugeben und sich mit ihm als Einheit zu erleben. Das Wort "Kontemplation" kommt aus dem Lateinischen und setzt sich zusammen aus "con", was so viel bedeutet wie "gemeinsam", oder auch "mit", und "templum", dem "Betrachtungsraum". Es geht in der Kontemplation darum, selbst zum Tempel, zum Ort der Gottesbeschauung und Einwohnung Gottes zu werden. Dem Wort des Apostels Paulus folgend, demgemäß wir selbst der "Tempel Gottes" sind (1 Kor 3, 9 – 17), geht es in der Kontemplation um die Gottesbegegnung im eigenen Tempel, im eigenen Inneren:

"Der Mensch lasse die Bilder der Dinge
ganz und gar fahren
und mache und halte seinen Tempel leer.
Denn wäre der Tempel entleert,
und wären die Phantasien,
die den Tempel besetzt halten, draußen,
so könntest Du ein Gotteshaus werden,
und nicht eher, was Du auch tust.
Und so hättest Du den Frieden Deines Herzens und Freude.
Und dich störte nichts mehr von dem, was Dich jetzt ständig stört,
Dich bedrückt und leiden lässt."


Johannes Tauler (1300 – 1361)


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