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Es war einmal ein Mann, der war ein Träumer. Er dachte sich zum Beispiel: Es muss doch möglich sein, zehntausend Kilometer weit zu sehen. Oder er dachte sich: Es muss doch möglich sein, Suppe mit der Gabel zu essen. Er dachte: Es muss doch möglich sein, ohne Angst zu leben.
Die Leute sagten zu ihm: ,,Das alles geht nicht, du bist ein Träumer!“ Und sie sagten: „Du musst die Augen aufmachen und die Wirklichkeit akzeptieren!“ Und sie sagten: ,,Es gibt Naturgesetze, die lassen sich nicht ändern!“
Aber der Mann sagte: „Ich weiß nicht. Es muss doch möglich sein, unter Wasser zu atmen. Und es muss doch möglich sein, allen zu essen zu geben. Es muss doch möglich sein, dass alle das lernen, was sie wissen wollen.“
Und die Leute sagten: ,,Reiß dich zusammen, Mensch, das wird es nie geben. Du kannst nicht einfach sagen: Ich will und deswegen muss es geschehen. Die Welt ist, wie sie ist, und damit basta!“
Als das Fernsehen erfunden wurde, da konnte der Mann zehntausend Kilometer weit sehen. Aber niemand sagte zu ihm: ,,Na gut, du hast ja doch nicht ganz Unrecht gehabt.“ Auch nicht, als das Gerätetauchen erfunden wurde, so dass man unter Wasser atmen konnte.
Aber der Mann dachte sich: Na also. Vielleicht wird es sogar einmal möglich sein, ohne Kriege auszukommen.
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Liebe Freunde und Gäste unserer Abtei,
An diese Erzählung von Martin Auer erinnert mich unser Titelbild, das ein Mädchen zeigt, das mit einem Luftballon eine scheinbar unüberwindliche Mauer überwindet. Eine Träumerin?
Der Einmarsch Russlands in der Ukraine hat viele Vorstellungen und viele Träume vom Frieden über den Haufen geworfen. Wir dürfen in Deutschland seit bald 80 Jahren in Frieden leben, und erlebten zugleich in dieser Zeit um uns herum Kriege und Auseinandersetzungen: Der Krieg im zerfallenden Jugoslawien in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, der Krieg in Syrien, der immer noch nicht beendet ist, jetzt der Krieg in der Ukraine. Und doch war uns der Friede lange selbstverständlich: Friedensdemonstrationen? Wozu?
Nach zwei schwierigen Jahren mit der Coronapandemie, die bereits am gesellschaftlichen Frieden rüttelten, nun also ein erneuter Krieg mitten in Europa. Kann man, darf man vom Frieden träumen?
Ja – denn es ist die Hoffnung auf Frieden, die den Frieden lebendig hält. Wir dürfen davon träumen und zugleich nicht beim Träumen stehenbleiben. Jesus ruft uns auf, immer neu für den Frieden einzutreten und ihn zu suchen.
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Und so laden wir Sie ein, im kommenden Jahr mit uns Spuren des Friedens zu suchen. Gemeinsam möchten wir mit Ihnen betrachten, was Jesus über den Frieden sagt, wie wir selber Frieden schaffen können, in unserer Umwelt genauso wie in uns selbst.
Wir freuen uns auf Sie: Unsere Türen stehen für alle offen, seien es die Suchenden und Zweifelnden, diejenigen, die an der Institution Kirche leiden, oder diejenigen, die in ihrem Glauben beheimatet sind.
Wir freuen uns über unser neues Jahresprogramm und laden Sie ein, sich neu oder intensiver auf die Suche nach Ihrer Beziehung zu Gott, zu sich selbst und Ihren Mitmenschen zu machen.
SEIEN SIE UNS HERZLICH WILLKOMMEN.
+ Hermann Josef Kugler Abt von Windberg
P. Jakob Seitz Leiter des Geistlichen Zentrums
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